Schlaganfall und die
logopädische Behandlung
Das Risiko für einen Schlaganfall steigt mit zunehmendem Alter an. Doch auch junge
Menschen oder Kinder können von einem Schlaganfall betroffen sein. Bei einem
Schlaganfall kommt es zu einem plötzlich einsetzenden Ausfall bestimmter Funktionen
des Gehirns. Ursache dafür ist in den meisten Fällen eine zunehmende Ver-änderung
von Blutgefäßen im Gehirn.
Verschiedene Risikofaktoren können die Gefahr eines Schlaganfalls erhöhen. Z. B
Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes mellitus, Herzerkrankungen, Rauchen, erblichen
Vorbelastungen oder Stress- und Bewegungsmangel.
Ein „Schlaganfall“ kündigt sich in den meisten Fällen durch Warnzeichen an. Das
können z. B. plötzlich auftretende, starke Kopfschmerzen oder Sensibilitätsstörungen
wie Kribbeln einer Gesichts-/ Körperhälfte sein. Im Gesicht kann sich eine Lähmung
durch einen einseitig herunter hängenden Mundwinkel bemerkbar machen. Beim
Herausstrecken der Zunge weicht diese zu einer Seite ab. Auch sind Störungen der
Sprachfähigkeit, d.h., Patienten können Personen oder Gegenstände nicht mehr mit
passendem Namen oder Begriff benennen häufige Symptome.
Welche Ausfallerscheinungen bei den Patienten auftreten und wie stark sie sind, hängt
in erster Linie von den betroffenen Gehirnregionen und dem Ausmaß der
Gehirnschädigung ab.
Bei Verdacht auf einen „Schlaganfall“ sollte unverzüglich der Notarzt gerufen werden!
Jede Minute zählt! Es ist wichtig, den Verdacht auf „Schlaganfall“ zu äußern! Patienten,
die innerhalb von 3 Stunden im Krankenhaus, bestenfalls in speziellen Einrichtungen,
sog. „Stroke unit“ behandelt werden, haben erheblich bessere Überlebens- und
Rehabilitationschancen!
Wie lange der Patient im Krankenhaus bleiben muss, ist recht unterschiedlich. Darauf
folgt anschließend ein ca. 4-6 wöchiger Aufenthalt in einer speziellen Reha-Klinik. Die
Länge ist abhängig vom Ausmaß der Funktionsstörungen.
Die betroffenen Bereiche des Gehirns bleiben nach einem „Schlaganfall“ häufig
dauerhaft geschädigt und führen beim Patienten zu Sprach-/ Sprech-/
Schluckstörungen, Bewegungsstörungen und anderen Beeinträchtigungen. Unter
Umständen können verloren gegangene Fähigkeiten aber zumindest teilweise
wiedererlangt werden. Voraussetzung für eine erfolgreiche Rehabilitation ist die enge
Zusammenarbeit von Fachärzten, Logopäden, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten
(…) mit dem Patienten und untereinander. Der Betroffene kann lernen, mit
Beeinträchtigungen zu leben und sich im Alltag zurechtzufinden. Der Motivation des
Patienten kommt dabei eine hohe Bedeutung zu. Je aktiver er bei den Übungen
mitwirkt, umso größer sind die Chancen, dass sich Fortschritte einstellen.
Nach der Krankenhausbehandlung, also im häuslichen Umfeld besteht die Möglichkeit
der ambulanten Sprachtherapie, die in logopädischen Praxen erfolgt. Hierzu benötigen
Sie eine Heilmittelverordnung (Rezept) durch den behandelnden Neurologen oder
Hausarzt.
Zunächst werden die genauen Merkmale der Sprachstörung festgestellt, danach wird
dann die Therapie zusammengestellt.
Die Sprachtherapie hat zum Ziel, die sprachlichen und kommunikativen Fertigkeiten der
Patienten zu verbessern und zu optimieren. Den Therapeut/innen stehen dabei
unterschiedliche Vorgehensweisen und Übungsmaterialien zur Verfügung.
Ausschlaggebend für die Art und den Verlauf der Therapie sind die Art der Aphasie
(Sprachstörung), der Schweregrad der Störung, die Zeitspanne seit Ausbruch der
Aphasie und die Persönlichkeit der Person. Diese Bedingungen muss die Logopädin
immer berücksichtigen, um die Therapieinhalte individuell abstimmen zu können.
Eine der wichtigsten Bedingungen in der Rehabilitation ist, dass die logopädische
Therapie so früh wie möglich beginnen muss.
Nach dem über Diagnostikverfahren (z. B. Aachener – Aphasie- Test) die Art der
Sprachstörung bereits in der Klinik genau spezifiziert wurde, wird die Therapie
zielgerichtet umgesetzt.
Dieser Therapieabschnitt stellt die störungsspezifische Übungsphase dar. Hier wird im
Besonderen Wert auf die sprachwissenschaftlich fundierten Therapieverfahren gelegt,
die alle Modalitäten der Sprache (Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben)
berücksichtigen.
Therapiemethoden der Reaktivierung, Reorganisation und Kompensation finden hier
ihren Einsatz. Reaktivierungsverfahren gehen davon aus, dass nicht gestörte Bereiche
der Sprache die betroffenen Störungen verbessern sollen.
Reorganisationsverfahren nutzen die Fähigkeit des Gehirns, dass nicht betroffene
Hirnbereiche die Funktionen der gestörten Hirnareale zum Teil übernehmen.
Die Visual Action Therapy ist eine Therapiemethode der Kompensation. Schwer
betroffene Personen lernen über Gestik mit der Umwelt zu kommunizieren.
Die störungsspezifische Übungsphase kann sich bis zu drei Jahren erstrecken und geht
in die Konsolidierungsphase über. Hier gilt es, die erarbeiteten Therapieinhalte und
Erfolge zu festigen und in den Alltag zu integrieren. Dies geschieht oft durch häusliche
Übungen oder Gruppenkommunikation. In diesen Kommunikationsgruppen werden z.B.
mit Hilfe von Rollenspielen, Alltagssituationen mit den betroffenen Personen
durchgeführt (z.B. Einkaufen gehen, Telefonieren, Besuch eines Restaurants).
Insgesamt spielt das Vertrauensverhältnis zwischen den Betroffenen und der
therapeutischen Fachkraft und die Erfahrung des(r) Logopäden/Logopädin mit der
Therapie von Aphasikern eine ausschlaggebende Rolle.